Schweiz

Hier können wir die meisten Arten quasi take-away unserer Liste hinzufügen. Viele Vögel bestimmen wir im Flug oder anhand ihrer Rufe. Ein kurzes: "Häsch dTannemeise au ghört?" während einer rasanten Abfahrt reicht oft aus, und schon ist unsere Liste eine Zeile länger. Dies wird nicht immer so einfach bleiben... Wir hoffen, irgendwo in den Alpen, -spätestens im Nationalpark, endlich mal einen Bartgeier zu sichten; Und prompt geht der Wunsch auf der Albula-Passhöhe in Erfüllung! 

 

Im Nationalpark treffen wir auf Steinadler und, was uns sehr freut, Unmengen an Fichtenkreuzschnäbeln, die wir ausgiebig beobachten können.

 

Kurz vor der Ausreise aus der Schweiz, unterhalb des Campingplatzes in Strada, entdecken wir eine unglaublich schöne Schwemm- und Auenlandschaft, die der Inn regelmässig überflutet. Bei einem abendlichen Spaziergang können wir einem Sperber beim Jagen zuschauen, verbuchen mit einem Flussuferläufer unsere erste Limikole und kurz vor dem Eindunkeln zeigt sich noch ein scheinbar brütender Flussregenpfeifer. Einen schöneren Abschied von der heimischen Avifauna hätten wir uns kaum wünschen können.

 

Schwemmlandschaft des Inn bei Strada, kurz vor der Grenze zu Österreich.


Österreich

Kaum in Österreich angekommen, setzt Regen ein. Allerdings nur etwa eine halbe Stunde. Als die Sonne sich wieder zeigt, leuchtet zeitgleich auf einem Busch ein prachtvoll gefärbter Gartenrotschwanz auf; Servus!

 

Beim ersten grösseren Inn-Stauwehr lässt uns eine etwas seltsame Möwe im Jungkleid stutzig werden. Zum ersten Mal auf unsere Reise (es musste ja bei einer Möwe sein!), -diskutieren wir ausgiebig alle Merkmale und gleichen diese mit der Bestimmungs-Literatur ab. Am Ende steht fest: Es handelt sich zweifelsfrei um eine Schwarzkopfmöwe. Ein Blick auf ornitho.at zeigt später, dass zu diesem Zeitpunkt tatsächlich einige Schwarzkopfmöwen an ungewöhnlichen Orten zu finden sind. In der Wachau treffen wir auf die ersten Bienenfresser, eine Art, die an der südlichen Donau noch zu einem täglichen Begleiter wird.

 

Nach Passau gehören rufende Pirole auf praktisch jedem Campingplatz zu unserem Morgenritual. Wir amüsieren uns ab den romantisch flötenden Männchen und den kratzig-garstig antwortenden Weibchen, -so muss wahre Liebe klingen!

 

Nach Wien machen wir einen mehrtägigen Schlenker zum Neusiedlersee, und werden ausreichend belohnt! Wir entdecken viele Arten, die wir bereits vor früheren Exkursionen kennen. Unsere Ausrüstung kommt erstmals so richtig zum Zug. Am letzten Tag fahren wir durchs Hansag-Reservat in Richtung Ungarn und hoffen, vielleicht eine Grosstrappe zu entdecken. Im Gebiet bewahrheitet sich dann aber, vor was wir bereits gewarnt wurden: Die Vegetation steht dermassen hoch, dass Europas grösste Vögel sich mühelos darin verstecken können. Wir suchen das Gebiet trotzdem ab, entdecken einen sitzenden Kaiseradler, hören unsere erste Wachtel, und; -plötzlich zeigt sich ein Grosstrappenweibchen mit einem Jungtier! Die beiden suchen extrem vorsichtig und aufmerksam den Rand des hohen Grases nach Nahrung ab, sodass wir sie gut beobachten können. Nach 1-2 Minuten tappen sie wieder ins hohe Gras zurück, und sind sofort wieder unauffindar unserem Blick entzogen. Wir freuen uns über die glückliche Sichtung und reisen zufrieden weiter.

Unser Campingplatz lag direkt am Zicksee


Deutschland

Ach, und zwischen dem österreichischen Inn und der österreichischen Donau gabs ja noch einen kleinen Abstecher nach Deutschland. Dem Unterlauf des Inns entlang erstreckt sich eine schier endlose Auenlandschaft, die uns stellenweise an den heimischen Klingauer Stausee erinnerte. Nur, dass dieses Gebiet hier um ein vielfaches grösser ist. Im bayrischen Staatswald hören wir während einer Pinkelpause unsere ersten Wintergoldhähnchen, und auf einem Camping nah Rosenheim weckt uns morgens ein erstes Mal ein Pirol. Wir sind total aus dem Häusschen, noch nicht wissend, dass diese bei uns selten gewordene Art der Donau entlang sehr häufig ist.

Innlandschaft in Bayern


Ungarn

Man hört immer wieder Gutes über Ungarns Vogelwelt. Schon an unserem zweiten Tag entdeckten wir auf einem Acker sage und schreibe 24 Schwarzstörche! Für einen Birder aus der Schweiz ein absolutes Highlight. Mehrfach begegneten wir kleinen Schwärmen von Bienenfressern, hörten immer wieder Schlagschwirle und entdeckten kurz vor der Grenze zu Serbien das lang ersehnte Schwarzkehlchen; Die sollen in Ungarn nämlich recht häufig sein.

Schwarzstorch in Ungarn


Serbien

Serbien hat uns auf der ganzen Linie positiv überrascht! Der Donauradweg führte uns durch wunderschöne Auenlandschaften, die teilweise noch weitgehend unberührt wirken. Immer wieder legen wir spontane Zwischenstopps ein, um ein schönes Gebiet genauer zu betrachten. Dort, wo wir unsere ersten Rallenreiher erblickten, gab es gleichzeitig dutzende Grau-, Silber- und Seidenreiher, Schwarzstörche sassen in den Baumwipfeln, ein Seeadlerpaar beobachtete die ganze Szenerie aufmerksam. Unbezahlbar!

Leider begegneten wir in Serbien nicht nur netten Vögeln...


Rumänien

Rumänien beherbergt mit dem Donaudelta wohl DAS ornithologische Highlight Europas  und ist somit ein absolutes must-have auf unserer Reiseroute. Damit wir uns genügend Zeit nehmen konnten, reisten wir mit dem Zug nach Galati, der letzten grossen Donaustadt, bevor sich der Strom bei Tulcea in sein mehr als 5000 Quadratkilometer grosses Delta verzweigt. Naiverweise gingen wir davon aus, dass die 78 Km zwischen Galati und Tulcea flach sein würden. Das ständige Auf und Ab bei grosser Hitze verlangte uns dann aber einiges ab, und so konnten wir am höchsten Punkt unserer Tagesetappe die erste Blaurackensichtung nur unter Vorbehalt geniessen. -Trotzdem; auf unserer Liste mit den schönsten jemals von uns gesehenen Vögeln gebührt dieser Art klar ein Platz in den Top-Ten! (Klicke hier, wenn Du den Vogel nicht kennst.)

 

 

Donaudelta

 

Das Delta selber ist tatsächlich ein faszinierender Ort, sowohl wegen der Natur, aber auch wegen der Menschen, die in diesem Gebiet vom Fischfang und vom Tourismus leben. Tulcea selber scheint enorm vom Interesse am Delta zu profitieren. Auf unserer ersten Bootstour (sie wird uns als Birdwatching-Tour verkauft), erleben wir dann auch unmittelbar die Schattenseiten davon: Das Boot brettert mit hoher Geschwindigkeit durch die engen Kanäle, hält bei grossen Vögel so lange, bis diese auffliegen, nähert sich den Pelikanen so nah, bis sich diese gestresst auf die Suche nach einem ruhigeren Ort machen. Kleinen, für uns spannende Arten wird keinerlei Beachtung geschenkt und die einizige "öko-biologische" Information, die wir vom Guide erhalten ist: "-the pelicans eats every day more than 20 tons of fish away."

 

Für den zweiten Tag im Donaudelta suchen wir uns übers Internet eine Tour, die auf die Ökologie dieses Gebiets Rücksicht nimmt. Wir werden fündig und besteigen am nächsten Tag ein Boot, dass über weite Strecken mit 10 Km/h dahintuckert. Der Guide weisst auf viele spannende Dinge hin, zeigt uns mehrfach Vögel, die wir selber kaum entdeckt hätten und geht auf unsere Fragen ein. Wie er die gut 10 Stunden in gleissender Sonne auf dem Wasser ohne Sonnenbrille übersteht, bleibt ein Rätsel; seiner Sehschärfe scheints auf alle Fälle nicht zu schaden. Satt von all den Eindrücken und um drei persönliche Erstsichtungen reicher (Rosa-Pelikan, Rotfussfalke und Goldregenpfeifer) reisen wir am nächste Tag weiter. Wer weiss, vielleicht besuchen wir das Delta später nochmals, dann aber gerne im Frühling oder im Herbst, wenn die Temperaturen etwas angenehmer sind...

 

Auch nach dem Delta bietet uns Rumänien weitere ornithologische Leckerbissen. Da wir seit dem Neusiedlersee erfolglos versuchen, einen Blutspecht zu sichten, nehmen wir alles, was von Weitem nach Buntspecht aussieht, genau unter die Lupe. Schliesslich entdecken wir so zwar auch in Rumämien bisher keinen Blutspecht, aber dafür einen Weissrückenspecht! Für uns eine Erstsichtung und somit eine tolle Art, die wir unserer Liste noch so gerne hinzufügen. An einem anderern Tag entdecken wir, als wir uns zum ersten Mal so richtig verfahren, zuerst eine Schwarzstirnwürger und kurz darauf ein Grüppchen Isabellen-Steinschmätzer. Solche Umwege haben also durchaus auch ihre guten Seiten!

 

Nun, an der Schwarzmeerküste, auf der Suche nach einer Überfahrt Richtung Georgien, haben wir natürlich vor allem die Seevögel im Visier. Wir sind gespannt, ob wir auf der dreitägigen Schiffsreise die eine oder andere Neuheit entdecken werden; Zeit genug werden wir ja haben. Und in Georgien, da werden die Karten sowieso von Grund auf neu gemischt; wir freuen uns schon jetzt darauf!


Bulgarien

Unsere Route bleibt in Bulgarien immer in Küstennähe, aber wir müssen auch immer wieder steile, bewaldete Hügel bis 400 Meter Höhe überwinden. Bei einem Spaziergang in Küstennähe entdecken wir eine Art, die ganz weit oben auf Rolis Wunschliste gestanden hatte: Die Balkanmeise. Eine Pflichtart für jeden Bartträger.

 

Ein weiterer Höhepunkt, sowohl geografisch wie ornithologisch, war unserer Erstsichtung eines Zwergadlers am höchsten Punkt, den wir in Bulgarien erklimmen mussten. Ein Muster übrigens, das sich jetzt schon einige Male wiederholt hat: Mitten in der grössten Anstrengung werden wir, im tropfnassen Schweisse unseres Angesichts, von einem unbekannten Vogel «ausgebremst», -gschääch nüt schlimmers!

 

Vor Burgas fuhren wir an dutzenden spannenden Laken (-stillgelegte Salinen? -Wasserspeicher?) vorbei. An einer davon steht ein Birder mit Spektiv. Freudig überrascht gehen wir zu ihm hin und staunen nicht schlecht; der junge Mann ist ein französischer Biologie-Student, der in den Semesterferien mit seinem alten Peugot von Frankreich bis nach Bulgarien gefahren ist, um hier die lokale Vogelwelt zu erkunden. Bulgarien sei ein allgemein eher unterschätztes Gebiet, das mit seinen vielfältigen Lebensräumen, -von Küsten bis hin zu Gebirgen ist alles dabei, auf kleinem Raum eine sehr grosse Artenvielfalt zu bieten habe. Insbesondere zu den Zugzeiten sei extrem viel los. Wir müssen leider bald weiter, denn schliesslich wollen wir unsere Fähre in Burgas auf keinen Fall verpassen! Wir verabschieden uns, merken uns aber Bulgarien für eine spätere Reise schon mal vor.

 


Schwarzes Meer

Kein Land, aber auf alle Fälle eine Erwähnung wert! Wenn unsere Fähre nicht grade durch eine kleine Regenfront tuckert, sitzen wir mit Fernglas und Spektiv am Heck und suchen den Horizont und die Wasserfläche nach Lebenszeichen ab, schliesslich haben wir drei Tage lang sonst nichts zu tun. Auf der geografischen Länge von Istanbul hoffen wir auf einen Mittelmeersturmtaucher, und tatsächlich haben wir Glück und können beobachten, wie einer knapp über der Wasseroberfläche an unserem Schiff vorbeizieht. Die Bestimmung von Sturmtaucher ist eine komplizierte Angelegenheit, aber da im Schwarzen Meer nur diese eine Art vorkommen kann, geniessen wir die Sichtung und müssen uns nicht mit Details rumschlagen.

 

Überaschenderweise landen, weitab von der Küste, immer wieder Stelzen auf der Fähre und machen eine kleine Zugrast. Einige suchen das Schiff intensiv nach versteckten Insekten ab. Eine weitere, sehr kleine Vogelart können wir zuerst nicht bestimmen und staunen dann nicht schlecht, als sich einer dieser LBB* als Zwergschnäpper-Männchen rausstellt. 120 Kilometer von der nächsten Küste entfernt hätten wie nie mit dieser Erstsichtung gerechnet. Die Art taucht danach immer mal wieder von Norden her auf und fliegt Richtung Süden weiter. Anscheinend haben wir mit unserer Überfahrt gerade die Hauptzugzeit dieser putzigen Art erwischt.

 

Ach, und Delfine haben wir auch gesehen! So schön, wenn eine ganze Gruppe dein Schiff minutenlang springend begleitet… Da ignoriert man dann auch schon mal einen Zwergschnäpper, der wenige Meter nebenan dem Spektakel von der Reling aus zuschaut.

 

* LBB: Little Brown Bird. Sprich; könnte alles mögliche sein...


Georgien

Eines vorneweg: In Georgien gibt es keine Mäusebussarde mehr, hier übernehmen Adlerbussarde deren Platz. Und das tun sie in viele Gegenden äusserst zahlreich. Ob das mit dem Herbstzug zu tun hatte, können wir nicht sagen, aber schon nach wenigen Tagen konnten wir alle im Svensson abgebildeten Kleider von blossem Auge bestimmen.

 

Insgesamt konnten wir in Georgien unserer Liste 35 neue Arten hinzufügen, 13 davon waren persönliche Erstsichtungen. Allgemein kann dieses Land wohl jedem passionierten Orni ans Herz gelegt werden! Unsere Highlights waren der Greifvogelzug in Batumi, die Hochebenen des Kleinen Kaukasus (Grenzregion zur Türkei und zu Armenien) und der Vashlowani-Nationalpark ganz im Osten des Landes. In letzterem wurden wir am Morgen von singenden Blaumerlen und gackernden Chukar-Hühnern geweckt, was will man mehr?

 


Azerbaijan

Eigentlich hatten wir darauf spekuliert, in Georgien Krauskopfpelikane und Weisskopfruderenten zu finden. War dann aber nichts, aber Azerbaijan war ja auch noch auf der Route. Zuerst überraschte uns das Land mit viel Grün und danach einem eindrücklichen Vulkangebirge. Und wie wir da so standen und mit dem Fernglas den die trockene Landschaft bestaunten, landete ein Krähenpaar in unserer Nähe. Zuerst schenkten wir dem Treiben weiter keine Beachtung, aber als die Vögel bei einer nahen Pfütze für Unruhe unter den Bachstelzen sorgte, schauten wir doch genauer hin. Roter, gekrümmter Schnabel? Rote Beine? Mehr als 2700 Kilometer von den östlichsten Ausläufern der Alpen entfernt, entdeckt Roli seine ersten Alpenkrähen!

 

Die Gegend um Baku wäre ornithologisch interessant gewesen und wir wagten sogar einen Vorstoss an den östlichsten Zipfel Azerbaijans, aber dabei war es so windig, dass das Birden mehr lustig als ergiebig war. Trotzdem brachte uns der stürmische Einsatz Arten wie See- und Kiebitzregenpfeifer, Sanderling, Brandseeschwalbe und eine Rohrdommel. Eine weibliche Steppen- oder eben Wiesenweihe war zwar toll zum Beobachten, aber wir haben das Tier mangels sicherer Bestimmbarkeit nicht notiert. Tja.

 

Ein unerwarteter Höhepunkt erwartete uns dann kurz vor der iranischen Grenze im Shirvan-Nationalpark. Hier durften wir mit Blick auf den Flamingo-Lake campieren und konnten auch endlich die langersehnten Krauskopfpelikane abhaken. Obendrauf gabs noch Halsbandfrankoline, Weissschwanzkiebitze, Rötelfalken, Blaukelchen, Purpursumpfhühner, Bartmeisen, und des Nachts umflog uns fauchend eine Schleiereule.


Iran